Am Samstag, 25. Juni 2022 pünktlich um 08.13 Uhr setzte sich ein Zug der Rhätischen Bahn, mit einer handvoll Samedaner Männerriegler ab Gleis 3 in Richtung Unterengadin, in Bewegung. Auf dem Weg nach Scuol stiesen immer und immer und immer wieder ein weiteres aktives Mitglied der Männerriege zur Gruppe.
Ab Scuol führte uns ein Fahrzeug der Schweizer Reisepost bis hart an die ehemalige Habsburgische Grenze, bei der Festung „Altfinstermünz“. Diese Anlage wurde im 9. Jahrhundert erbaut und diente unter anderem als Gerichtsstätte. Auch waren hier Truppen, eines Bayrischen Herzogs, welche gegen die Bischöfe von Chur kämpften, stationiert.
Die Festung „Altfinstermünz“ liegt an der 46 n. Chr. erbauten Via Claudia Augusta. Seit rund 2‘000 Jahren verbindet diese die Gebiete der Adria und der Poebene mit dem nördlichen Voralpenraum. Seit dem Bau der Via Claudia Augusta befindet sich hier eine Brücke über den Inn.
All diese interessanten Informationen wurden uns vor dem sehr feinen Mittagessen von Hermann Klapeer, dem Präsidenten des Vereins Altfinstermünz präsentiert.
Mit vielen Eindrücken aus vergangener Zeit und mit vollen Bäuchen wanderten wir zurück zur Bushaltestelle, wo uns pünktlich das Postauto, von Samnaun herkommend, bis nach Scuol mitnahm.
Mit einer Glace in der Hand schauten wir, auf dem Bahnhofareal Scuol, dem emsigen Treiben der ankommenden Bahnreisenden zu und warteten, bis ein weiteres, stärker motorisiertes Postauto uns Richtung Val Sinistra brachte. Diese Strasse hat es in sich, beginnend als normale zweispurige Strasse, verliert sie nach Sent eine Spur vollständig, dann schlängelt sie sich um einzelne Nadelbäume und um Felsnasen den Berg hinauf. Jetzt kommt noch ein Fahrzeug entgegen, da geht es um Millimeter, zum Glück haben wir einen erfahrenen Chauffeur. Auf einmal fehlt der Strasse sogar die Asphaltdecke. Ohne Vorwarnung stehen wir mit unserem Postauto, mitten im Wald am Fusse eines über 10 Stockwerke hohen Gebäudekomplexes. Es ist das sagenumwobene Hotel «Val Sinistra».
Nach dem Zimmerbezug geniessen wir ein feines, wohlverdientes Bier (wir haben ja schon 3 km gewandert und ca. 185 km öV-Sitze gedrückt) unter den Wipfeln der Fichten, welche den Eingangsbereich des Hotels umgeben. Ein Gelächter bricht aus, als Men und Reto mit 4-Stern-Hotel-Latschen versuchen über den Splittplatz zu laufen.
Die sauberen und stilvoll eingerichteten Hotelzimmer, der grosszügige Esssaal, die heimelige Gaststube zeugen von der Grösse und der Wichtigkeit dieser Hotelanlage, welche 1912 gebaut wurde. Die Hotelanlage war bis 1970 sehr bekannt für Kurbäder mit dem sehr eisenhaltigen Wasser aus der, auf dem Grundstück liegenden Quelle. Heute wird die Anlage unter der Leitung von Frau Adriënne Kruit durch ein junges Team betrieben.
Nach dem feinen 4-Gang-Nachtessen ab dem Buffett konnten wir einen alten Werbefilm aus dem Privatarchiv von Frau Kruit geniessen. Der Werbefilm beginnt im Zürcher Hauptbahnhof, mit all den uns Männerriegler wohl bekannten Loks und Eisenbahnwagen aus den 60er Jahre. Er versetzt uns in unsere Jugendjahre.
Nach dem Film führte uns Frau Kruit durch sehr lange Gänge und knarrenden Treppen zu den Badestuben, welche uns das Gefühl vermitteln, als habe der letzte Badegast den Raum erst vor einer Stunde verlassen. Aber eben ist es bereits mehr als 50 Jahre her, als der letzte Gast sich hier gesund pflegen liess.
Da das warme Wasser über 8 Stockwerke hinaufgepumpt werden musste und ich ganz gern warm Dusche, musste ich länger als die von der Hotelleitung gewünschten 5 Min. Wasser laufen lassen. Meine Duschnachfolger hatten es da sicher bereits besser. Nachdem Frühstück verliessen wir diesen mystischen Ort und wanderten in den noch jungen und frischen Tag hinein.
Der Weg führte durch leicht bestockte Wälder entlang der Brancla. Über zwei technisch interessante Hängebrücken erreichten wir den Weiler Zuort. Nicht alle wollten nach dem Frühstückskaffee nochmals einen Türkentrunkt und bestellten ein Bier oder ein Weisswein. Bis die beiden OK-Chefs Men und Corsin uns zur Eile trieben, weil der richtige Apero erst später eingeplant war.
Die Hälfte der Männerriegler verlies das Gasthaus über den offiziellen Ausgang, die andere Hälfte nahm einen anderen Weg und wartete pflichtbewusst beim nahen Hühnerstall. Nach einiger Zeit, die offiziellen verschwanden am Horizont schon fast, merkten die Hühnergruppe, dass da etwas nicht stimmte und eilte der korrekten „Abteilung“ nach. Die Wanderung führte über saftige Wiesen bis zum nächsten Weiler, namens Griosch. Hier empfing uns Chasper Mischol, mit seinen Eseln zu einem gut gekühlten Glas Weisswein.
Nach dieser Stärkung führte uns unsere Reise nach Val Mains, wo Doris für uns bereits eine wunderbare Glut herrichtete. Nun kam die Zeit unseres Männerrieglers Carlo, welcher im Nebenamt ein ausgezeichneter Grillör ist. Auch wenn er fand, dass das Spiesslifleisch falsch geschnitten sei, es schmeckte, zusammen mit den vielen Salaten, ausgezeichnet. Das sehr leichte Tiramisu und der feine Crappa rundete unseren Aufenthalt in Val Mains ab. Mit etwas schlechtem Gewissen durften wir das Aufräumen und Abwaschen Doris und Corsin überlassen. Für den Rest unserer Truppe führte die Wanderung an reifen Wiesen vorbei weiter nach Vnà. Nach kurzer Wartezeit und pünktlich nach Fahrplan erschien das Postauto. Dem wunderbaren Wetter geschuldet, waren alle Sitz- und viele Stehplätze im Nu besetzt. Mit einem Zwischenstopp, wo wir den Kurs wechseln mussten, erreichten wir Scuol. Auf der Rückreise ins Oberengadin hingen alle mit den Gedanken an den Erlebnissen der vergangen zwei Tagen nach. Ein herzliches Dankeschön den beiden Organisatoren Men und Corsin für die perfekt organisierte Erkundung des Unterengadins. Alle sind sich einig: Das war wieder einmal eine richtige Turnfahrt der Männerriege Samedan: gut essen, viel plaudern und ein wenig wandern.
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